Nun stehe ich hier. Im Raum der vielen Spiegel und ich weiß
gar nicht, warum ich hier bin. Sieh dich an, sagten sie mir. Geh und sieh dich
an und sag uns, was du gesehen hast.
Was ich sehe? Einen dummen Jungen, der in allem versagt.
Kein Zauber will gelingen, keine Anweisung kann er befolgen. Ja, nicht einmal
zugeben, dass er glücklich ist, dass er noch lebt. Ich sehe nur einen dummen
Jungen, der versucht die ganze Welt zu hassen. Am liebsten würde ich die
Spiegel alle zertrümmern. Alle auf einmal, damit diese Art der Folter aufhört.
Sieh dich an und sag uns, was du gesehen hast!
Aber das ist es nicht, was ich sehe. Ich sehe einen Mann
neben mir, der sanft mit mir spricht. Ich sehe, wie er mich versucht zu trösten
und ich sehe, wie ich ihn verletze. Ich brauche dich, formen meine Lippen. Ich
sehe dieses wunderschöne Mädchen, ihr Lächeln, welches wie ein Sonnenstrahl
meine Seele erwärmt. Plötzlich sind beide weg und ich sehe nur mich. Allein in
den mit Spiegeln vollgestopften Raum. Es ist keine Wut, die ich spüre. Ein
Bedauern legt sich auf meine Züge und ich beginne zu verstehen. Die ganze Zeit
war sie in mir und ich vermochte sie nicht zu deuten. Diese Traurigkeit, die
sich seit jenem Schicksal in mich fraß. Jene Wut, jener Zorn geboren aus
tiefster Verletztheit.
Ich sehe einen Jungen, der anfangen sollte zu zugeben, dass
er viel mehr bekam, als er verloren glaubte. Dieser dumme Junge mit seinen
hellbraunen Augen und braunen Haaren, mit gestählten Muskeln muss lernen, dass
er es nicht besser hätte haben können. Menschen waren um ihn, die ihn liebten.
Menschen, die für ihn sterben würden. Langsam entblöße ich meine Narbe am
Becken und streiche mit spitzen Fingern über sie. Ohne meine Kameraden, ohne
meine jetzigen Freunde, stünde ich nicht hier. Ohne sie gäbe es mich nicht. Es
tut mir leid, flüstere ich mir selbst zu. Und zum ersten Mal sehe ich mich ganz
deutlich.